• 10. November 2017

Nachhaltigkeitsberichterstattung als Chance begreifen – Teil 2

Nachhaltigkeitsberichterstattung als Chance begreifen – Teil 2

Nachhaltigkeitsberichterstattung als Chance begreifen – Teil 2 150 150 C4B

Zamostny

Seit dem Frühjahr 2017 steht fest: die Nachhaltigkeitsberichterstattung wird in Deutschland Pflicht. Kapitalmarktorientierte Unternehmen müssen zukünftig jährlich über „nichtfinanzielle Aspekte“ berichten. Aber auch der Mittelstand ist betroffen: Beliefern sie beispielsweise Großunternehmen, so werden sie von diesen verstärkt aufgefordert, die eigene Nachhaltigkeitsleistung transparent zu machen und Informationen über die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards auch in deren Lieferketten zu übermitteln. Im ersten Teil seines Gastbeitrags berichtete Andreas Zamostny, Geschäftsführer der Schlange & Co. GmbH, über die Anforderungen und Auswirkungen der Neuregelung. Heute geht es um die erforderlichen Inhalte und auch um die Chancen, die sich aus der Nachhaltigkeitsberichterstattung ergeben.

Die Berichterstattung enthält durchaus Herausforderungen, denn der Bericht sollte generell die Nachhaltigkeitsthemen enthalten, welche „wesentlich“ für das Unternehmen bzw. für die Branche sind, um glaubwürdig zu sein. Falls kritische Themen ausgelassen werden und Stakeholder keine Antworten auf ihre Fragen finden, kann die Reputation Schaden nehmen.

Die Ableitung dieser wesentlichen Themen erfordert einen systematischen Angang und sollte neben Verantwortlichen im Unternehmen auch die Sichtweise der externen Stakeholder, wie zum Beispiel Kunden, Behörden, Shareholder, Lieferanten und Partner sowie Nichtregierungsorganisationen einbeziehen. Schnell wird klar, es geht nicht nur um die Berichterstattung, sondern um die Auseinandersetzung mit strategisch relevanten Themen!

Kein Unternehmen fängt bei null an

Kein Unternehmen fängt bei null an. Insbesondere, falls Arbeitssicherheits-, Energie- und/oder Umweltmanagementsysteme etabliert sind, kann bei der Berichterstellung auf eine belastbare Datenbasis zurückgegriffen werden. Für komplexe Themen, wie die Verankerung von Nachhaltigkeitsstandards in Lieferketten, ist es beim ersten Bericht ausreichend, den Status quo und die Ziele zu beschreiben. Denn entsprechend der Philosophie von nachhaltiger Entwicklung ist es wichtig, sich mit den Themen auseinanderzusetzen und die Leistung sowie die Berichterstattung über die Jahre zu verbessern. Ein zu hoher Anspruch, wie die Erfüllung des „comprehensive“-Levels des GRI G4 Standards beim ersten Bericht, wird die Veröffentlichung massiv verzögern. Mindestens acht Monate für die Berichterstellung einzuplanen, ist trotzdem ratsam.

Die Chancen der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Mit einem möglichst schlanken Bericht, der die Steuerung der wesentlichen Themen beschreibt, können Fragen der Kunden und anderer wichtiger Stakeholder zu relevanten Nachhaltigkeitsthemen zentral beantworten werden. Außerdem können Fortschritte bei der Produktqualität, der Verminderung von CO2-Emissionen, der Mitarbeiterzufriedenheit oder der Einhaltung von Standards in Lieferketten beschrieben werden.

Das Management gewinnt durch den Bericht einen besseren Überblick über die Unternehmensleistung und die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit. Die Auseinandersetzung mit den Nachhaltigkeitsthemen, das heißt das Ableiten von Handlungsbedarf, Zielen und Maßnahmen, sowie deren systematische Steuerung tragen dazu bei, das Unternehmen zukunftsfähig zu machen.

Ich bin davon überzeugt: Nachhaltigkeit wird immer stärker zum Wettbewerbsfaktor und die glaubwürdige Berichterstattung über die Nachhaltigkeits-Strategie und -Leistung bietet Unternehmen Chancen im Wettstreit um neue Mitarbeiter, Investoren, Lieferanten und nicht zuletzt die Kunden.

 

Zum Autor: Andreas Zamostny ist Mitgründer und Geschäftsführer der Schlange & Co. GmbH – kurz: S&C. Als Experte für Nachhaltigkeit und Corporate Responsibility (CR) mit mehr als 17 Jahren Praxiserfahrung begleitet er Unternehmen bei Strategieentwicklung und Implementierung, bei Risikoanalysen von Lieferketten, bei der Wirkungsmessung sowie bei der Erstellung von glaubwürdigen CR-Berichten. S&C hat Standorte in Hamburg und New York und ist international tätig. www.schlange-co.com

 

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